„Schlossbewohner“ entführt in Märchenwelten: Elefantenpfleger verzaubert mit mystischen Bildern
Fotograf | |
Jan Eisenfeld | |
Telefon: | 0 33 27/56 94 33 |
Website: | www.eisenfeld-photography.de |
„Einfachheit des Schönen“
Stand: Juni 2023
Fotos haben normalerweise die Aufgabe, die Wirklichkeit widerzuspiegeln. Ein „Schlossbewohner“ in Petzow sieht das aber völlig anders. Er entführt mit seinen Aufnahmen in Märchenwelten.
Wenn Jan Eisenfeld von seiner Wohnung im Nebengebäude vom romantischen Schloss Petzow mit seiner Digitalkamera ausschwärmt, entstehen traumhafte Kunstwerke. Was sein großes Vorbild, der romantische Rügen-Maler Caspar David Friedrich, per Leinwand und Ölfarbe eindrucksvoll schuf, führt Jan Eisenfeld mit moderner Technik weiter.
Damit knüpft er an eine Familientradition an: Sein Vater,
Ulrich Eisenfeld, setzt entsprechende Motive als Maler um.
Verbotene Landschaften
Allerdings sind dessen Landschaften vielfach expressionistischer und weniger im Stil der Romantik ausgeführt. Obwohl diese Bilder völlig unpolitisch sind, wurden sie in der DDR verboten. Der Maler wurde schließlich von dem Staat „vor die Tür“ gesetzt. „Wir bekamen 1981 die Ausweisung. Damit hatten wir binnen 24 Stunden unsere Wohnung in Dresden zu verlassen. Wir konnten in der kurzen Zeit kaum etwas einpacken. Ich erinnere mich, dass ich unbedingt meine Topfpflanze mit russischem Wein mitnehmen wollte, das war mir wichtig“, blickt Jan
Eisenfeld zurück. „Als wir in Westberlin ankamen, war das für mich ein totaler Kulturschock, von dem ich mich sehr lange nicht erholte“, erinnert er sich.
Von Steinkohle zur Malerei
Die brutale Ausbürgerung war umso unverständlicher, da Vater Ulrich Eisenfeld eine eigentlich vorbildliche Laufbahn vorweisen konnte. Er begann seine Berufskarriere als Hauer im Steinkohlebergbau in Zwickau. Anschließend konnte er von 1960 bis 1965 an der renommierten „Hochschule für Bildende Künste“ in Dresden Malerei studieren.
Allerdings unterwarf er sich eben nicht den damals vorherrschenden stalinistischen Kunstvorgaben von heldenhaften Arbeiterbildern.
Mollige Elefantendame
Als die Familie in Westberlin landete und in Neukölln eine Wohnung beziehen konnte, war Sohn Jan Eisenfeld gerade mal 15 Jahre alt. „Ich hatte in der neuen Schule nur schlechte Noten, schloss schließlich mit Ach und Krach mit der Mittleren Reife ab“, blickt er zurück. Anstatt seine künstlerische Ader auszuleben, tauchte er 1984 als mittlerweile 20-Jähriger voll ins Leben ein, als Elefantenpfleger im Zoo.
„Mein Lieblingsdickhäuter war Jyoti, eine etwas pummelige asiatische Elefantenkuh, die 1975 in Berlin geboren worden war“, schwärmt er von seinem damaligen Schützling. Allerdings stieß ihm auf, dass das Management immer mehr dazu neigte, kommerzielle Interessen vors Tierwohl zu stellen. So erinnert er sich, dass seltene Affen gekauft wurden, „weil die gerade preiswert waren“, obwohl dafür gar kein Gehege vorhanden war.
Bizarre Natur
Das brachte den aufmüpfigen Naturliebhaber dazu, nach zehn Jahren seine Zoo-Karriere zu beenden. „Ich machte das Abitur nach und konnte von 1996 bis 2002 in Eberswalde Naturschutz studieren.“
Dies beinhaltete, Naturräume fotografisch zu dokumentieren. Er entdeckte die Faszination von Landschaften im Oderbruch und in der Uckermark. Was die Natur an Bizarrem schuf, ließ den Sohn des in der DDR verbotenen Landschaftsmalers Ulrich Eisenfeld nicht mehr los.
Gefragte Galerien
Seine Fotos wurden immer mehr per Bearbeitung zu Kunstwerken, die in märchenhafte Welten eintauchen lassen.
Seit 2007 stellt er Arbeiten von sich an unterschiedlichen Orten aus. Dazu gehören die bekannte „Kunstscheune Barnstorf“ im Ostseebad Wustrow, die „Galerie am Damm“ in Dresden und die „Galerie Erik Eisenfeldt“ in der Damaschkestraße in Berlin-Charlottenburg. „Der Betreiber ist auf mich wegen der Namens-Ähnlichkeit aufmerksam geworden“, schmunzelt Jan Eisenfeld.
„Asyl für Wahnsinnige“
Dennoch trieb es ihn aus der Großstadt Berlin, die er mittlerweile als „Asyl für Wahnsinnige“ empfand. Über eine Zwischenstation in Werder und Geltow landete er schließlich in Petzow. Mit dabei ist nun Lebensgefährtin Dr. Beate Gall: „Wir hatten zusammen studiert. Zwischen uns gefunkt hat es aber erst, als ich hier wohnte und ich sie an der Universität Potsdam wieder traf. Sie ist Ökologin, aber sehr enttäuscht von der Verantwortungslosigkeit, mit der wir mit unserem Boden wider besseren Wissens umgehen.“ Viele kennen sie von Kräuterwanderungen, die sie in der Umgebung durchführt.
Neue Kinderbücher
Zur Familie gehören die beiden Kinder Selma Eisenfeld, 10, und Lennart Eisenfeld, 15. Dies, im Verbund mit dem künstlerischen Renommee, führte nun auf völlig neue Pfade: „Wir konnten im Auftrag des ‚Landesamtes für Umwelt‘ in Potsdam drei Kinderbücher erstellen. Ich war für die Illustrationen zuständig, meine Partnerin für die Texte.“
Damit kann die „Einfachheit des Schönen“, die Jan Eisenfeld so sehr schätzt, also ganz neu die Kleinen im Land mit erfreuen!