Bunte Bilderflut aus dem Keller geholt: Sensationelle Entdeckung – jetzt erstmalig zu sehen!
„Kunst-Geschoss“-Kurator | |
Frank W. Weber | |
Telefon: | 01 71/3 13 37 61 |
E-Mail: | florian_grabitzky@web.de |
Website: | www.kunst-geschoss.de |
600 geheime Kunstwerke
Stand: Juli 2020
Sensationeller Kunstfund: In einem kleinen Keller am Scheunhornweg stapeln sich sage und schreibe 600 Gemälde und Zeichnungen. Bis auf die engsten Angehörigen des Malers hat sie noch niemals jemand gesehen!
„Ich werde oft gebeten, Nachlässe zu begutachten. Das
mache ich mit großer Skepsis, denn es kommt kaum vor, dass ein in sich schlüssiger Bestand darunter ist. Deshalb war ich wenig begeistert, als ich eine
E-Mail erhielt, ob ich mir wieder einmal Bilder von einem Unbekannten ansehen könnte“, erinnert sich Frank W. Weber. Der bildende Künstler ist Kurator der Stadtgalerie „Kunst-Geschoss“ und hat diese seit der Gründung 2008 zu einem überregional ausstrahlenden Treffpunkt für hochkarätige Kunst entwickelt.
Gegen Prüderie
„Als ich die Bilder sah, hat es mich umgehauen“, beschreibt Frank W. Weber seine Überraschung. „Die Arbeiten von Karlheinz Grabitzky zeigen einen sicheren Umgang mit dem künstlerischen Medium. Hier war einer am Werk, der sich durch seine ausdauernde Arbeit selbst schulte und nach Lösungen suchte. Es ist klar, Karlheinz Grabitzky war in der Lage, sein Werk kritisch zu
bewerten und daraus Schlussfolgerungen für künftige Arbeiten zu ziehen. Da er seine
Werke in den seltensten Fällen selbst betitelte, bleibt uns einiges verborgen. Dadurch kann sich der Betrachter vorurteilsfrei den Werken widmen“,
urteilt der Galerie-Chef.
„Seine sichere Formensprache lässt dabei alles offen. Wie
Geheimcodes müssen seine Werke jetzt dechiffriert werden. Sein Interesse an Politik und Weltgeschehen floss in seine Themen ein. Zwischenmenschliche Beziehungen, Gefühl zum Körper und Sexualität prägen die Bilder ebenso. Die Prüderie der Gesellschaft war sicherlich ein ausschlaggebender Punkt, sich nicht mit seinen Bildern der Öffentlichkeit zu stellen“, so die weitere Einschätzung des Fachmanns.
Unbekannt-verkannt
Der Museumskurator ist so von den Werken des unbekannten Künstlers begeistert, dass er seine bisherigen Prinzipien durchbrach und für den 2018 im Alter von 77 Jahren
in Werder verstorbenen Maler
eine eigene Ausstellung im „Kunst-Geschoss“ einrichtete. Unter dem Titel „unbekannt-verkannt“ wird vom
16. Juli 2020 bis zum 30. August 2020 eine Auswahl der über 600 Werke von Karlheinz Grabitzky zu sehen sein. Dass Werder zu einem weiteren hochkarätigen Maler kommt, hat die Baumblütenstadt ihren Reizen zu verdanken: „Mein Mann und ich waren begeisterte Wasserwanderer. Wir hatten uns ein Kajütboot zugelegt, mit dem wir nach der Wende die
Gegend erkunden wollten. Es hieß ‚Sarah‘, benannt nach unserer ersten Enkelin. Mein Mann stammt aus der Stadt Brandenburg, war 1952 mit den Eltern und seiner Schwester nach Westberlin übergesiedelt. Nun hatte er Heimweh“, schildert Witwe Heide Grabitzky.
Leben im Stadthafen
„Wir hatten am Stadthafen von Werder angelegt und
waren so begeistert, dass wir uns entschlossen, hier eine Wohnung zu suchen. Bis das gelang, lebten wir ein halbes Jahr auf unserem Schiff. Es war zwölf Meter lang und
bot daher Platz, um darauf
zu wohnen und zu malen“,
erklärt sie weiter den ungewöhnlichen Weg in die Baumblütenstadt.
Ursprünglich hatte das Paar in Berlin-Rudow gelebt.
Die heiße Liebe entstand
bei einem Kinobesuch: „Eine Freundin von mir hatte uns verkuppelt, als wir in Ausbildung waren. Wir kannten uns vorher gar nicht. So kam es zu einem gemeinsamen
Kinobesuch!“
Heißer Kinobesuch
Dort muss es gleich sehr heiß zugegangen sein, denn vom Film ist der flotten Heide nichts mehr in Erinnerung.
Neben der Liebe verband beide wohl ein großes Gefühl
für Ästhetik. Heide Grabitzky verschönerte als Friseurmeisterin ihre Mitmenschen während Ehemann Karlheinz als Dekorateur bei „Kaffee HAG“ Kreativität sprießen ließ. Ab 1976 leitete er als
Geschäftsführer die mittlerweile zwei Friseursalons seiner Frau.
„Er wäre gerne Bildhauer
geworden. Er konnte in
Minuten Figuren schaffen. Doch seine Eltern waren
gegen einen künstlerischen Beruf und ein entsprechendes Studium. Seit ich ihn kannte, schrieb er Gedichte. 1984, als wir gerade 20 Jahre verheiratet waren, kam er
eines Tages mit Leinwand, Staffelei und Farben. Von da an wurde Malen seine weitere Leidenschaft“, berichtet Heide Grabitzky. Das erste fertige Gemälde ist auf 1985 datiert.
Die Leidenschaft fürs Malen wurde für Karlheinz Grabitzky so stark, dass er sich ein
eigenes Atelier anmietete.
Doch alle Angebote, mit seinen Arbeiten in die Öffentlichkeit zu gehen, lehnte er vehement ab. „Wir hatten
einen Bekannten, der Kunsthändler war und ihn gerne in diversen Galerien ausstellen wollte. Das wollte mein Mann aber auf keinen Fall. Ich habe keine Ahnung,
warum.“
Am 4. Juni 1996 traf die
Familie ein schwerer Schicksalsschlag. An diesem Tag verstarb seine Schwiegertochter durch einen Unfall. Dieses Ereignis trieb den Künstler tief in eine Depression. Das Datum des Unfalls ist auf vielen seiner Bilder wiederzufinden.
Leidenschaft für Werder
„Wenn ihm etwas gelang, war er oft total begeistert und rief uns Kinder, in sein Atelier zu kommen“, erinnert sich Sohn Florian Grabitzky. Der 52-Jährige hat allerdings als Tierpräparator weniger von der künstlerischen Ader geerbt, dafür aber die Leidenschaft für die Baumblütenstadt. Er wohnt jetzt nur ein paar Hausnummern weiter von seiner Mutter. Sein vier Jahre älterer Bruder ist Polizist in Berlin.
Zu schüchtern für den Erfolg?
Frank W. Weber hat Verständnis für die Zurückhaltung des Künstlers: „Es ist ein großer Schritt, sich ‚nackt‘
zu machen, aus dem Atelier
herauszugehen, sich der
Öffentlichkeit und Kritikern zu stellen, die oft sehr unfair sein können.“ Weber ist vom Potenzial des Malers mit
„figürlichem aber in den
Formen reduziertem Stil“ überzeugt.
Während in der Ausstellung ein Überblick über das Schaffen gegeben wird, kann man sich demnächst noch genauer informieren.
Florian Grabitzky hat die Arbeiten seines Vaters für ein Werkverzeichnis erfasst.
Vielleicht kann man sie bald im Internet sehen.